Vor 75 Jahren am 10. Dezember 1948, liebe Leserinnen und Leser, wurde in Paris von der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Deklaration der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ angenommen. Erstmals war damit ein Dokument verabschiedet, das für uns alle auf dieser Erde gilt, von einer Institution, die den Anspruch und die Autorität besitzt, sich als die Vertretung aller Menschen dieser Welt zu sehen.
Die Vereinten Nationen waren gerade erst gegründet. Sie war eine Reaktion der Weltöffentlichkeit auf die Greuel der Kriegszeit und der völkischen Ideologien, die gerade überwunden schienen. Nie sollte so etwas erneut geschehen. Um dem vorzubeugen, wurden Institutionen gegründet wie die Vollversammlung der Vereinten Nationen oder der Sicherheitsrat. Doch schien eine reine institutionelle Konstitution in Anbetracht des Erlebten nicht ausreichend. Es sollte etwas hinzu kommen, das dem Ganzen die moralische bzw. ethische Grundlage gab, damit die Institutionen selbst nicht zum Instrument des Machtmissbrauchs werden konnten.
So gründete man ein Gremium, das zusammengesetzt war aus Menschen verschiedenster Kulturen und Herkunft. Unter dem Vorsitz von Eleanor Roosevelt, eine in vieler Hinsicht bemerkenswerte Frau, machten sich die Mitglieder Gedanken, diskutierten untereinander, vertraten hitzig ihre Positionen, rangen um die Worte, die letztlich in diesem Dokument festgehalten, der Generalversammlung vorgelegt und von dieser schließlich angenommen wurden.
Die Euphorie war groß, und man hoffte, hiermit ein Instrument geschaffen zu haben, mit der ein langer Frieden zumindest theoretisch möglich schien. Heute sind wir ernüchtert. Und doch haben viele dieser Gedanken ihren Weg in die Welt gefunden. Die Ideen leben und wirken in vielen Verfassungen dieser Welt, so auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Die internationale Gerichtsbarkeit wird immer weiter entwickelt. So ist, nach und nach, in der ganzen Welt „Den Haag“ zu einem Begriff geworden, der eine zunehmende Wirksamkeit rechtlicher Rahmen in der Welt ankündigt.
Und doch ist es eine mühsame Arbeit, die Idee der Menschenrechte „unter’s Volk“ zu bringen. Es ist ein Privileg, nichts über Menschenrechte wissen zu müssen, denn es bedeutet, dass sie gelten. Dort, wo sie zum allgemeinen Thema werden, sind sie bereits gefährdet, nicht selten schon verloren. Die Hybris der Menschenrechte ist somit die Notwendigkeit, etwas zu ihrer Wirksamkeit und Gültigkeit zu tun, solange man nicht die Notwendigkeit verspürt, es tun zu müssen. Aber so verhält sich unsere Welt nicht, wir Menschen sind nicht so gestrickt. Also sind wir leider stets damit beschäftigt, uns mit dem Thema zu beschäftigen, weil wir es tun müssen.
Eine wichtige Arbeit dazu leistet Amnesty International. Die vielen Millionen von Menschen, die sich weltweit nach dem einfachen Motto engagieren, dass Öffentlichkeit und Wahrheit Gift für Menschenrechtsverletzungen ist, haben es verdient, liebe Leserinnen und Leser, Ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Denn zuzuhören, sich zu informieren und eventuell auch weiter zu erzählen, welche Personen auf dieser Welt aktuell Opfer von Menschenrechtsverletzungen geworden sind, hilft diesen Opfern. Verantwortliche haben es nicht gern, wenn darüber geredet wird, was in ihrem Verantwortungsbereich an Rechtsverletzungen stattfindet.
Und wenn Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, dann Ihrer Empörung noch mehr Gewicht verleihen möchten, dann können Sie das tun. Amnesty International bietet viele Informationen dazu, wie und wohin Sie den Opfern oder deren Angehörigen ermutigende oder tröstende Briefe schreiben können. Wie Sie Verantwortliche auffordern können, die Menschenrechte zu achten. Das können Sie online oder an einem der Informationsstände von Amnesty International vor Ort tun.
„Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“, von Anfang an waren sie nicht Belehrung oder Gesetz. Sie sind Bekenntnis der Gesellschaft und der Institutionen der Menschheit zu einem für alle geltenden Menschenbild. Wir sollten sie alle zusammen mittragen und fördern. Nachzulesen sind sie z.B. unter:
www.un.org/en/about-us/universal-declaration-of-human-rights. Oder einfach bei wikipedia unter „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“.